Claudia vorurteilt nach dem Alphabet – Ein Spiel*

*geklaut bei Claudia Sperlich

Für gesellige Runden an langen Winterabenden eignen sich Sprachspiele besonders gut. Ein zur Zeit besonders Populäres stelle ich heute vor:

Alle (X) sind (z).

Für X setze man die Angehörigen einer möglichst großen, möglichst vielfältigen Gruppe, für z ein Adjektiv für eine abstoßende oder lächerliche Eigenschaft oder ein Nomen, das in höchstem Maße unangenehme Menschen bezeichnet. X kann also stehen für Gläubige, Atheisten, Politiker, Frauen, Homosexuelle oder, wenn man ein wenig origineller sein will, Bäcker, Leierkastenmänner, Grünäugige, Molekularbiologen usw. z kann für Adjektive von abartig über miserabel bis zweifelhaft ebenso stehen wie für Nomina von Analphabeten über Miesepeter bis Zecken. Wörter aus der Gossensprache sind dabei ebenso nützlich wie solche aus dem Themenfeld Kriminalität.

Leider hat sich bisher noch niemand die Mühe gemacht, klare Regeln für dies Spiel aufzuschreiben. Aber jedes Spiel gewinnt durch Regeln an Unterhaltungswert.

Hier eine anspruchsvollere Variante des Spiels – geeignet für einen Kreis von mindestens vier Spielern. Die Regel kann hier erweitert werden zu

Alle (X) sind (y) (z) – wobei y für ein Attribut zu z steht.

Der erste Spieler beginnt mit dem Buchstaben A und sagt zum Beispiel:

Alle Apotheker sind ausgebuffte Aasgeier.

Es geht reihum; der nächste fährt fort z.B. mit

Alle Bundesbürger sind bierbäuchige Bastarde.

Findet ein Spieler keine Antwort, so muß er einen vorher verabredeten Betrag in die Mitte des Tisches legen, und der folgende Spieler kommt mit dem gleichen Buchstaben an die Reihe. Findet für einen Buchstaben die ganze Spielerrunde keine Lösung, wird dieser Buchstabe übersprungen – natürlich erst, nachdem jeder sein Strafgeld entrichtet hat. Das gesammelte Geld geht einer der Völkerverständigung und Toleranz dienenden Organisation zu. Man kann es natürlich auch gemeinsam versaufen.

Man kann vor jeder Runde auch Sonderregeln aufstellen. Man kann z.B. Gruppen ausschließen, denen mindestens ein (Variante: bestimmt kein) Mitspieler angehört. Oder man kann sich auf Gruppen beschränken, die es vor zweihundert Jahren noch nicht gab (damit wäre die Gruppe Männer ausgeschlossen, die oben erwähnten Molekularbiologen aber nicht). Eine Zusatzregel für anspruchsvolle Spieler besagt, daß für jede Behauptung auch eine Quelle – natürlich mit dem gleichen Buchstaben – genannt werden muß, etwa

Alle Eisenbahner sind ehrlose Erbschleicher, das weiß ich von Einstein.

oder

Alle Köche sind kaltblütige Killer, so Kluges Etymologisches Lexikon.

In öffentlichen Lokalen sollte man dies Spiel aber nicht ohne vorherige Aufklärung des Wirtes spielen. Für Schäden durch juristische oder kampfsportliche Aktionen übernehme ich keine Gewähr.

Dieser Beitrag wurde unter Claudia Sperlich veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

18 Antworten auf Claudia vorurteilt nach dem Alphabet – Ein Spiel*

  1. Wenn ich mal nach Wien komme und eine gesellige Runde der Eigentlichen kommt zustande, spielen wir das. :mrgreen:

  2. Erika sagt:

    Alle Finanzamtbeamten fuchteln furchtbar fies mit Formularen fingerzeigend feindesgerichtet :lol:

  3. Sylvia sagt:

    Die Runde mit x und y setz ich aus :cool:

  4. Sylvia sagt:

    Xylophon fiele mir ein, aber dagegen wüßt ich nix zu sagen.
    Weder grammatikalisch noch sonst :mrgreen:

  5. Alle Xantener sind xenophobe Xanthippen.

Hinterlasse einen Kommentar zu Sylvia Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>