Touristin wider Willen oder: wie hin so zurück

Guten Abend !

Nun, die Heimreise von Schwäbisch Hall begann Eigentlich recht unauffällig, ein letzter Kaffee auf der Terrasse, ein letztes Foto der morgendlichen Sonnenstrahlen, die sich im Kocher spiegelten und dann sollte es losgehen.
Was es auch tatsächlich tat.

In der Früh war die Welt noch in Ordnung, zumindest aus Sicht meines Autos

Ungefähr 100 Kilometer später leuchtet dann plötzlich die gelbe Wasserstandskontrolllampe (was für ein Wort !) des Kühlers auf und ich denk mir noch, naja, wenigstens leuchtet nix in rot, weil das deutet immer auf ein akutes technisches Problem hin. Aber was die rote Lampe kann, kann die gelbe auch. Minuten später gibt’s vorne links nicht nur die Aussicht auf die Motorhaube, sondern zusätzlich auch eine ordentliche Rauchentwicklung.
In weiß.

Gelbes Kontrolllämpchen und weißer Rauch bedeuten – sofern sie gemeinsam auftreten – du bleibst jetzt besser stehen.
Was ich auch mach.
Pannenstreifen.
Super.

Noch 473 km nach Wien. Mir dämmert nix Gutes.

Und Sonntag.
Noch besser.

Ich ruf dann beim österreichischen Pannendienst an, was euch der ADAC ist uns der ARBÖ, und beschreib mal die indianische Rauchentwicklung, woraufhin der nette Mann sagt, ich soll mal die Motorhaube öffnen, was ich aber schon getan hatte und soll den Schraubverschluß vom Kühler entfernen.
Der Motorraum sieht aus, als hätt er eine Rundumdusche bekommen, Wasser überall.
Nur halt nicht im Kühler.

“Sie haben sicher kein Wasser mit, deshalb verständige ich mal die deutschen Kollegen”, tönt es am anderen Ende.
“Sicher hab ich Wasser mit, ich hab immer Wasser mit, auch Öl, Starterkabel, Kühler-, sowie Scheibenfrostschutz, mein Kofferraum sieht aus, als stünde ich kurz vor Paris-Dakar.”
“Gut, dann füllen sie mal Wasser nach bis es drüberrinnt.”
Was ich auch mach, aber irgendwie rinnt nix drüber.
“Ich hab kein Wasser mehr, nur mehr Mineralwasser, geht das auch ?”
“Ist es mit Geschmack?”
“Nein.” (Also ich find schon, dass es Geschmack hat, aber ich glaub, der meinte die fruchtigen Zusatzstoffe)
“Gut, dann schütteln sie es, damit die Kohlensäure rausgeht.”
Ich steh also auf der Autobahn, den Pannenfahrer am Ohr eingeklemmt, die Autos jagen vorbei, es ist superlaut, in der schicken gelben Warnweste, schüttel Halblitermineralwasserflaschen und komm mir irgendwie blöd vor.

Irgendwann ist aber auch dieser Vorrat erschöpft und es rinnt noch immer nicht drüber.
Aber den roten Schwimmer seh ich.
Immerhin.
Besser als nix.

Ich schraub also zu, schließe die Motorhaube, bedank mich recht höflich beim Pannentelefonpartner, starte, das gelbe Kontrolllicht erlischt beim Starten und ich fahr weiter.
So ungefähr 800 m.

Dann wieder: gelbes Licht, diesmal begleitet von einer rasant ansteigenden Motortemperaturanzeige.

Jetzt hab’s auch ich kapiert, ich kann’s allein nicht lösen, das Problem. Vorne raucht es wie verrückt, ich bin kurz nach dem Autobahnkreuz Altdorf und kein Parkplatz weit und breit in Sicht.
Nur Rauch. Stop.

In meinem gelben Westerl dackel ich dann 100 m am Pannenstreifen zurück, währenddessen bau ich das Pannendreieck zusammen, so gut es halt geht; das ist wieder so ein SuperBMWpatent, mit 17 Stangeln, die man kreuz und quer verspannen sollte, wenn man möchte, dass es nicht der nächste Windstoß holt.

Und es bleibt dann auch tatsächlich stehen.
Wahrscheinlich aus Mitleid.

Dann wieder den ARBÖ anrufen, der sagt er ruft den ADAC.

Dazwischen räumen wir dann noch das eine und andere Mißverständnis in Bezug auf meinen Standort aus und ich beginne zu warten.
Im angrenzenden Wald.
Weil im Auto sitzen zu bleiben taugt mir nicht. Vor meinem geistigen Auge erscheinen diverse gerammte Fahrzeuge und niedergeführte Autofahrer, die sich rund um ihr Auto tummelten, um dann irgendwann von herannahenden Autos überführt zu werden.
Also in den Himmel überführt, mein ich.

Nach einer Stunde find ich den Wald auch nicht mehr attraktiv, es wird kalt.

Und dann endlich taucht er am Horizont auf: Herr Schrödinger.
Also, nicht der mit der Katze, sondern der mit dem Abschleppauto.
Der ist mir im Moment auch wesentlich lieber.

Er steigt aus und er hat tatsächlich irgendwas von einem Engel, ich glaub, die Werbung arbeitet ja auch mit dieser Metapher und ich kann’s augenblicklich voll verstehen.
Nur hat er halt keine Flügel, sondern Stahlwinden, mit deren Hilfe er den BMW binnen 2 Minuten aufgeladen hat.
Aber in dem Moment sind mir die Stahlwinden auch viel lieber.
Echt.
Kein Vergleich zu Flügel.

Ich klettere dann auch ins Abschleppauto, er telefoniert mit dem ARBÖ und sagt die unschönen Worte: “Den Kühler hat’s z’rissen. Die Kundin wird übernachten müssen in Nürnberg, wir können erst morgen die Ersatzteile besorgen. Weiterfahrt nicht möglich. Over.”

And out.

Er schaut mich an und fragt, was ich machen möchte.
Gut, soviel Möglichkeiten hab ich nicht, denk ich mir.

“Der ARBÖ wird Sie gleich zurückrufen, ob die Hotelkosten gedeckt sind,” sagt er zu mir während wir noch im Auto zu Werkstätte fahren.
“Ähm , mein Handy ist der Handtasche und die ist im Auto,” sag ich, während ich mich bedeutungsvoll umdrehe zum aufgeladenen Wagen.

An manchen Tagen läuft irgendwie alles blöd.

Herr Schrödinger, die personifizierte Geduld, bleibt stehen, klettert in den BMW und bringt mir das Handy.
Gleich drauf läutet’s und der nette ARBÖ übernimmt doch tatsächlich die Hotelkosten.

Das Hotel liegt gleich neben der Werkstätte, wobei Hotel … naja.
Aber die Nähe macht’s.
Ich bin’s ihm schuldig, meinem Auto, dass ich in der Nähe bin.
Falls es was braucht.

Nachdem ich dann also alles abgegeben hab, und in dem Hotelzimmer, das mehr groß als schön war, meine schnell zusammengesuchten Habseligkeiten ausgebreitet hatte, dachte ich kurz drüber nach, was das jetzt Eigentlich alles soll.

Was soll ich in Nürnberg ?

Und dann begann alles wie ein Film abzulaufen, der Start in Wien, als ich auf meine Freundin wartete und dachte: Ich leg die Warnweste auf die Rücksitzbank, weil da hab ich sie gleich …

Daran hab ich die letzten 8 Mal, als ich nach Schwäbisch Hall fuhr, nicht einmal gedacht.
Dann fahr ich normalerweise immer in *einer Tour* nach Hall, ohne Zwischenstopp.

Diesmal mache ich in Nürnberg Halt, also beim Rauffahren, weil ich meine Freundin dort absetzte, die weiter nach Frankfurt fuhr und dann hat indivisuell auch dazukommen wollen, was perfekt gepasst hat.
Wir haben in der Bahnhofsresti was getrunken und sind dann 1 Stunde später wieder in alle Richtungen davongestoben.
Eine nach Pegnitz, eine nach Frankfurt, eine nach Schwäbisch Hall.

Das heißt, die Fahrt rauf war: Wien – Nürnberg – SHA
Die Fahrt runter offenbar auch, nur halt umgekehrt.

Hm.

Wenn was jetzt absolut keinen Sinn ergibt, vielleicht einfach deshalb, weil es keinen hat, bin ich durchaus geneigt, ihm einen solchen einzuhauchen.
Ich nenn meinen Aufenthalt einfach “Visionssuche”, denk ich so bei mir und gehe zum Portier, der einen kleinen Plan von Nürnberg zückt, was einringelt, das Zentrum nämlich und mir empfiehlt vorher zum Dutzendteich zu fahren, weil’s dort sehr schön ist und dann soll ich in die Altstadt fahren.

Ich blickte dann auf den Plan, was dieser mir so zu sagen hat …

Eigentlich ein ganz normaler Plan

Fotos gibt’s im nächsten Beitrag, vom schönen Dutzendteich und auch von der nächtlichen Altstand, die mir auch noch ein bissi was erzählt hat. :grin:

Sylvia

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21 Antworten auf Touristin wider Willen oder: wie hin so zurück

  1. indivisuell sagt:

    Ach herrjeh! Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen! :shock:
    Sowas ist eigentlich immer ärgerlich. umständlich.
    Aber ich bin gespannt, was Dir die schöne Stadt Nürnberg so alles erzählt hat… ich hab auch noch was zu erzählen ;-)

    Verdau den Schrecken erst mal gut!

    Liebe Grüße!

    • Sylvia sagt:

      Wenn einer eine Reise macht, dann kriegt er was erzählt. :shock:

      Was mich ja echt erstaunt hat, ist, dass der Kühler ja an allen möglichen Orten den Geist, ähm, das Wasser aufgeben hätte können.

      Hat er aber nicht.
      Punktgenau wieder an die Zwischenstation hat er mich geführt.
      Hab wohl mittendrin was vergessen anzuschauen ;-)

  2. Claudia sagt:

    Mein erster Gedanke, als ich las, daß Du in Nürnberg festgehangen bist, war: Ist doch richtig schön dort.
    Mein zweiter war: Marzipan machen sie da auch gut.
    Und der dritte, der war ein bißchen gemein, der Gedanke. Der war nämlich: Menno, bin ich froh, kein Auto zu haben! Es leben die Öffentlichen!

    Besonders gut finde ich übrigens, wie zärtlich Du zu Deinem kranken Auto bist. Falls es was braucht.

    • Sylvia sagt:

      Er ist mir schon so lang treu, er bringt mich zuverlässig überall hin, wo ich hin soll.
      Vielleicht sollte ich ja auch dorthin ?
      Im Nachhinein war es schön dort.
      Nur zu Beginn war ich etwas aufgelöst.

      Heute ist das, was gestern dort war irgendwie unwirklich.

  3. Sven sagt:

    Ist es jener BMW, dessen Batterie einst schwächelte ???

  4. theomix sagt:

    Nürnberg ist eine schöne stadt. Wenn man dort sein DARF, auf alle fälle!

  5. Erika sagt:

    oh weia, ich bin froh, dass Dir nichts passiert ist :roll:
    eigentlich hast du das alles gut gelöst, wir sind nicht mal im ADAC :sad:

    • Sylvia sagt:

      Das dachte ich auch, als ich beim Herrn Schrödinger am Firmengelände die kaputten Autos gesehen hab.

      Da war mir der Kühler dann doch lieber.

      Witzig war auch das Gespräch mit ihm während der Abschleppphase.
      (3 x p :shock: )

      Sein erster Satz war: Wollen Sie wieder zurück nach Schwäbisch Hall ?
      Damit hatte er gar nicht unrecht.

      Sein zweiter war: Wer weiß, wofür das jetzt gut war ?
      Damit hatte er vermutlich auch gar nicht so unrecht.

      Als ich ihm das mit der Warnweste erzählt hab, dass ich sie vorsorglich auf der Rücksitzbank deponiert hab vor Fahrtantritt, hat er g’sagt, dass das zu dem Zeitpunkt schon klar war, dass was passieren würd :shock:

      Ein ganzheitlicher Pannenhelfer, der Herr Schrödinger :mrgreen:

      Ihr werdet ihn noch kennenlernen und die Frau Schrödinger auch, bald.

      • Erika sagt:

        das ist ja wiederum das Positive an unangenehmen Situationen, dass es immer schöne Begegnungen gibt. Ich habe einmal den Schlüssel im Kofferraum liegen gelassen und bekam Hilfe von einem netten Werkstattmenschen. Ich gehe heute dort noch hin, weil die einfach nur nett sind und vom Preis-Leistungsverhältnis auch o.k. Das Menschliche in allen Lebenslagen ist mir sehr wichtig…… :razz:
        ich hatte das aber richtig in meinem Gefühl, dass bei deiner Heimfahrt irgendwie was schiefgelaufen ist……

        • Sylvia sagt:

          Stimmt, die Frau Schrödinger hat mir zum Frühstück einen Kaffee gemacht, weil in dem Hotel, das übrigens Langwasser heißt und nicht empfehlenswert ist, nicht mal ein Kaffee zu kriegen war: “Sie können jetzt nicht in den Frühstücksraum, da wird sauber gemacht.”

          Und das um halb neun in der Früh :shock:

          Ich hab ein paar Fotos gemacht von den beiden, die kommen alsbald.

          Der Busfahrer der Linie 55 war auch witzig. Ich fahr ja sogut wie nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln, außer mit Flugzeugen, aber das fliegt Eigentlich mehr, als es fährt und drum stell ich mich auch immer irgendwie blöd an, wenn es um’s Ticket kaufen geht.

          Der Chauffeur war aber sehr nett und wir kamen so ins Plaudern. Ich erzählte ihm von meiner Autopanne, er mir daraufhin, dass sein Sohn BMW Spezialist ist.

          Er fragte mich nach Art des Autos und Baujahr, was ich brav beantwortet hab, dann hat er kurz gerechnet und mir gesagt, wieviel die Reparatur kosten wird.
          :shock: :arrow: :mrgreen:

          Und sie haben sogar eine Katze.
          Schrödinger’s Katze sozusagen.

          Als Metapher für die Panne könnte man sagen:

          Du mußt nachschauen, um zu wissen, ob die Katze nun tot ist oder noch lebt. :cool:

          Falls du sie nicht kennst, geht’s hier lang:

          http://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%B6dingers_Katze

          • indivisuell sagt:

            :shock: Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass Du dringend den Wartungs(!)Modus aus dem Quantensushi-Blog herausnehmen solltest… :mrgreen:
            und: eigentlich lernt man hier nie aus. Schrödingers Katze *tstststs*

        • Sylvia sagt:

          Stimmt, der Quantensushi Blog dümpelt vor sich hin.

          Ich sollte ihn vielleicht retten. :grin:

      • Erika sagt:

        Eigentlich hab ich da noch nichts von gehört :mrgreen:
        Hier kann man wirklich viel dazulernen ;-)
        Eigentliches – Interessantes

  6. indivisuell sagt:

    Ich hab mir gerade den Film von Harald Lesch angesehen, in dem mal klargestellt wird, dass das schon ein Betrachtungsfehler ist. Die Katze ist also noch am Leben, was der Herr Schrödinger sicher gerne bestätigen wird, also der Nürnberger Herr Schrödinger :-)

    Der Link ist aus dem Wikipedia-Artikel ;-)
    http://www.br-online.de/br-alpha/alpha-centauri/alpha-centauri-schroedinger-harald-lesch-ID1207816631861.xml
    ..und Harald Lesch ist I M M E R der Hit!

    • Sylvia sagt:

      Ja, stimmt, der war kürzlich in Wien und hat gemeinsam mit dem Gunkl einen Abend gestaltet.

      Witzig war ja, dass, als ich mal mit Gunkl im Schloß Wilhelminenberg zu Abend gegessen hab, Harald Lesch angerufen hat, weil der auch grad in Wien war und den Gunkl treffen wollte.
      Ich hab dann gsagt, der Herr Lesch soll auch dazu kommen, aber die waren grad angekommen und leider zu müd.
      Schade, ich hätt den gerne mal persönlich kennengelernt.

  7. Oje, Du hast mein ganzes Mitgefühl. Vor vielen Jahren gab mein alter Opel mal in Monte Carlo den Geist auf und durfte dann zwei Tage in einer Werkstatt neben ein paar Rolls Royce verbringen. Ich glaube, von dem Schock hat er sich nie erholt – wir haben uns dann bald voneinander getrennt.

    • Sylvia sagt:

      :mrgreen:

      Der arme.

      Meiner hat sich nach dem kurzen, aber heftigen Schrecken wieder erholt.
      Herrn Schrödinger sei Dank.

      Er hat ihn auch ganz allein wohin geparkt, er hatte die ganze Durchfahrt für sich.
      Beweisfotos folgen morgen, ähm , heute, es ist ja schon heute :grin:

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