Mit anderen Worten

Guten Morgen !

Heute hab ich eine Textstelle aus dem Programm *Ich lass mich gehen – ein Abschied* rausgesucht.

Kaffee, Tee – ihr kennt euch aus.

Gut les !
Sylvia

Ich lass mich gehen – Ein Abschied

Also wissen tu ich es nicht, aber wenn die Wissenschaft einem schon zuerst Hoffnung macht, indem sie Menschen aus dem Übergang zum Tod zurückholt, und die dann ganz feine Sachen von dort erzählen, und dann kommt wieder die Wissenschaft und sagt: “Hoffnung ist uns zu ungenau, das wollen wir jetzt genau wissen!”, womit sie sich ja eigentlich ins eigene Halstüchl scheißen, weil, was ich weiß, kann ich nicht hoffen, und das, was nach dem Leben kommt, ist ja doch etwas, wo man gern etwas zu hoffen hat, wenn da also die Wissenschaft sagt: “Papperlapapp! Alles Larifari, reine Körperchemie! Die Himmelfahrt ist praktisch nur ein Ausschaltknacks im Hirn! Mehr ist da nicht dahinter!”, dann freut es mich, wenn man aus harten, wissenschaftlichen Fakten und logischer Schlußfolgerung wieder einen Grund für Hoffnung herstellen kann! Wie gesagt, ich weiß nicht, ob wirklich wer auf uns schaut, aber hoffen kann ich.

Ich bin ja neugierig, wie das wird, mit mir. Also nicht, nach dem Umstehen, da bin ich auch neugierig, aber das ist jetzt nicht das Thema. Weil ich ja gerade dabei bin, mich zu verabschieden; nicht von Ihnen, dieser Abschied hat mit Ihnen nur insoweit zu tun, als daß Sie ihn von der Seite betrachten können. “Die Perspektive liegt immer im Auge des Betrachters!” Gleichviel. Ich verabschiede mich von der Vergangenheit und entlasse mich in die Zukunft. Es gibt Dinge, die muß man nicht ein ganzes Leben lang Bucklkraxn tragen. Als Einzelner hat man das Recht dazu, einmal Stand zu machen, und was vergangen ist, vergangen sein zu lassen. Als Gesellschaft geht das nicht so leicht, das ist schon klar. Da gibt´s immer welche, die sagen: “Was vergangen ist, ist vorbei, das vergessen wir einfach, wenn´s vergessen ist, ist es so gut wie nicht passiert, da war überhaupt nix, und genau das machen wir jetzt wieder!” Eine Gesellschaft kann sich das nicht leisten. Aber als Einzelperson im Vollbesitz aller Sinne darf man sich schon trennen von
(Gespielt, BUB, ungefähr zehn, aber nicht Willi Eder aus “…konzentrieren…”)

BUB: Die andern haben nie mit mir spielen wollen!
ICH (Ins Publikum) : Was ja nur eine halbe Wahrheit ist, (zu BUB) Die haben dich nur einmal nicht mitspielen lassen. Ab dann hast du mit niemandem mehr spielen wollen.
BUB: Spielen ist blöd!
ICH: Das weiß ich nicht. Ich hab schon sehr lange nicht gespielt.
BUB: Was wirst du jetzt machen?
ICH: Vielleicht wird ich etwas spielen.
BUB: (eifersüchtig) Mit wem?!
ICH: Ich weiß es nicht, ich werde jemanden fragen, ob er mit mir spielen will.
BUB: Und wenn der nicht mit dir spielen will?
ICH: Dann wird ich jemand anderen fragen. Die Menschen sind verschieden.
BUB: Ich weiß!
ICH: Das weißt du eben nicht. Du weißt nur, daß du verschieden bist, von den anderen Menschen weißt du eigentlich nichts.
BUB: Du weißt, was die Chinesen sagen.
ICH: Das sind ziemlich viele Menschen, die sagen bestimmt eine Menge.
BUB: Du weißt genau, was ich meine!
ICH: Ja: Beim Spielen und in Todesangst erkennst du deinen Nächsten.
BUB: Und bei uns kommt da noch der Gschnas dazu. Interessiert dich das wirklich?
ICH: Ich werde niemand in Todesangst versetzen.
BUB: (schaut lauern verunsichert)
ICH: Ich wird auch auf keinen Gschnas gehen! Ich möchte nur ….. Weiß ich nicht, Trallalla.
BUB: (schweigt offen bar neben mir)
ICH: Was?
BUB: Weißt du, was ich mir alles gemerkt hab?
ICH: Natürlich weiß ich das, ich hab eine ganze Gehirnhälfte voll davon. Die andere Gehirnhälfte hätt ich als Organspende verscherbeln können, das wär dir nicht einmal aufgefallen.
BUB: Du weißt aber schon, daß dir das durch deine Jugend geholfen hat!
ICH: Dir! Alles, was ich davon hab, sind keine Spielschulden.
BUB: Ha ha.
ICH: Entschuldigung.
BUB (Nach einer kleinen Pause): Und was wird jetzt aus mir?
ICH: Du bleibst meine Vergangenheit. Ich kann dich nicht dauern mitnehmen.
BUB: Wieso?
ICH: Ich zeig dir was. Delphine sind die besseren Menschen. Die haben sich von uns zurückgezogen und leben jetzt ein friedvolleres Leben. Was sagst du dazu?
BUB: Das ist ein kompletter Schwachsinn!
ICH: Das stimmt, aber du hättest jetzt nur “Na, geh!” sagen sollen.
BUB: Wieso?
ICH: Weil es netter ist. Und weil es wurscht ist, wie das mit den Delphinen wirklich ist, wenn dir jemand seine Hoffnungen erzählen will.
BUB: Das kann er ja.
ICH: Er wird es aber nicht tun, wenn du ihm den ersten, zugegebenermaßen weit hergeholten Ansatz seiner Utopien so zerhäckselst.
BUB: Wenn´s aber doch stimmt!
ICH: Wenn´s im Moment aber doch wurscht ist. Kannst du dir vorstellen, daß du auf so einen Satz oder einen anderen solchen Satz, und wir kennen beide tausende davon, kannst du dir vorstellen, daß du da einfach nur “Na, geh!” sagst, und zuhörst, was man dir erzählt?
BUB: (von dem Gedanken leicht angewidert): Sicher nicht!
ICH: Siehst du, und deshalb bleibst du hier. Ich hab die linke Hirnhäfte ja noch voll mit dem, was du mir gemerkt hast, das vergess ich schon nicht. Ich möchte nur ein bißchen ……… leben. …………..Hm?
BUB: Und du gehst auf kein Gschnas?
ICH: Nein, sicher nicht. Versprochen.
BUB: Na, gut. Dann geh!

Die Halsstarrigkeit und das unbedingte Beharren auf “So ist es, alles andere ist widersinnig!” ist vorbei, hinter mir bemüht sich auch gerade eine sehr große Türe, würdevoll ins Schloß zu fallen, aber ich muß mir das nicht anschauen, damit ich weiß, daß das von außen eigentlich nicht sehr würdevoll, sondern nur schmallippig ausschaut, ich hab das Zeugnis in der Hand, die Noten sind, wie sie sind, daran kann man nichts ändern, und ob die im wirklichen Leben überhaupt eine Bedeutung haben, ist eher unwahrscheinlich. Und jetzt kann ich mir überlegen, was das werden soll. Spannend!

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2 Antworten auf Mit anderen Worten

  1. Erika sagt:

    :razz:
    ich hör ihn EIGENTLICH lieber, weil ich den Dialekt so mag :grin:

  2. Sylvia sagt:

    Das gibt’s auch alles auf DVD.

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