Mehr Gunkl …

… hat man mich gebeten.

Bitteschön; ist vielleicht ein gute Zeit, um ein bisschen rumzugunkln.
Kaffee, Tee und Kekse (ja, in 2 Monaten ist Weihnachten) hab ich für euch hergerichtet.

Saallicht aus und psssssst !!!!!!!!!!!!!!!!

DAS BESTE AUS DEN NÄCHSTEN SECHS PROGRAMMEN
MIT AUSNAHME DES FÜNFTEN:

Ein Abend im Konjunktiv

Schönen Abend, bevor ich mich daran mache, Sie in die unähnlichen weiten und engen Schluchten meiner abseitigen Gedankenwelt hinüberzustoßen, möchte ich mit Ihnen noch einiges durchgehen, was uns allen heute abend sicher helfen wird. Also, wir werden jetzt keine Atemübungen machen, sehr viele von Ihnen, wie auch ich, sind Raucher, und für uns gibt es ohne Zigarette ohnehin kein richtiges Atmen, die anderen sind Nichtraucher, und die sind ja schon zufrieden, wenn sie atmen können, ohne, daß neben ihnen jemand raucht. ( Atemübungen wären also ziemlich sinnlos und würden Sie unnötig entzweien)

Ich werde Sie jetzt auch nicht fragen: Sitzen Sie bequem? – Natürlich sitzen Sie so bequem es geht, warum sollten Sie sich unbequem hinsetzen. Ich möchte ein bißchen über das nun Folgende sprechen und über das, was Sie davon zu erwarten haben. – Etwas, was in Heimatkundebüchern unter ” Zum Geleit” steht.
Es hat sich nämlich meiner Erfahrung nach bewährt, das Publikum in homöopathischen Dosen in das Programm hineinzugeleiten. Von einem dramaturgischen Kaltstart hat ja keiner was. Der Titel ist, so denke ich, nicht weiter auslegungsbedürftig, allenfalls den Konjunktiv möchte ich ein bißchen erläutern.

Der Konjunktiv ist die Möglichkeitsform; also was nicht wirklich ist, aber unter gewissen Voraussetzungen wäre oder sein könnte. Also: Könnte, hätte, würde, – soitat, mochat, warat, hättat, tätat. Man kann sagen, der Konjunktiv ist die österreichische Form der Wirklichkeit. Konjunktiv. Wir werden heute also einen möglichen Weg durch meine ungewisse Zukunft als Kleinkünstler beschreiten; so könnte es werden. –

Ich werde heute also Ausschnitte aus Programmen spielen, die ich im Lauf der nächsten Jahre schreiben könnte, oder geschrieben haben könnte. Ich habe also die Möglichkeit, mich um die Einhaltung der aristotelischen Einheit von Ort, Zeit und Handlung einen feuchten Kehricht zu scheren. Das hat sich im Theater so eingebürgert, daß man das Publikum wissen läßt, wann und wo die Geschichte spielt, und dieses Wann und Wo und die Geschichte behält man dann bei, da gestaltet Theaterabende im allgemeinen recht übersichtlich, das hat sich sehr bewährt. Ich spiele heute aber Ausschnitte von Programmen, die miteinander nichts zu tun haben und über Jahre hinweg verteilt sind. Das birgt natürlich die Gefahr in sich, daß ich mich zum dramaturgischen Willkürherrscher aufschwinge und Ihnen jeden roten Faden, der durch den Abend führen soll, entwinde oder überhaupt gleich vorenthalte, aber dieser Gefahr setze ich Sie bedenkenlos aus; da haben Sie auch gleich ein bißchen Abenteuer. – Und jetzt hab ich ein kleines Zuckerl für Sie:

Wir machen heute interaktives Kabarett.

Also nicht die Freiwilligennummer mit Bauchtanz und Tortenwerfen.

Sondern: Da es heute Abend um eine Zukunft geht, und die Zukunft immer mehrere Möglichkeiten hat, sich zu vollstrecken, habe ich mich der Mühe unterzogen, und zum vorliegenden Titel -”Das Beste aus den nächsten sechs Programmen, mit Ausnahme des zweiten”, zu diesem Titel habe ich zwei Programme geschrieben, und Sie können sich jetzt aussuchen, welches Sie sehen wollen. Die Möglichkeit, wählen zu können, ist natürlich nur dann attraktiv, wenn man weiß, was zur Auswahl steht, das ist klar. Sie werden sich jetzt also fragen, was denn die Alternativen sind, zwischen denen Sie wählen können, – das ist ihr gutes Recht, daß Sie sich das fragen, nur werden Sie da keine brauchbare Antwort bekommen, weil Sie wissen´s ja nicht, da bräuchten Sie sich ja nicht fragen, besser, Sie fragen mich; – Es genügt, wenn Sie mich fragend anschauen. Die beiden Programme, zwischen denen Sie sich entscheiden können, unterscheiden sich vor allem durch den Grad der Schwierigkeit für alle Beteiligten.

Ein Programm ist ein bißchen schwieriger, das andere ist ein bißchen leichter. Ich möchte den Unterschied einmal folgendermaßen darstellen: Im leichteren der beiden Programme würde ich den Unterschied so beschreiben: Das leichtere Programm ist wie nett Tanzengehen, das schwerere Programm ist wie nett neunzig Minuten Aerobic mit einem hyperkinetischen Triathleten als Vortänzer. – Im schweren Programm würde ich den Unterschied so beschreiben: Das leichte Programm ist wie Besuch bei lieben Freunden, das schwere Programm ist wie Babysitten für eine unbekannte Anzahl sehr aufgeweckter Kinder in einer Wohnung, die man erst dadurch kennenlernt, daß man jedem der vielen verdächtigen Geräusche nachgeht; es wird einem auch nicht fad, aber man muß es halt mögen.

Ich kann Sie versichern, Sie werden in keinem der beiden Programme unter einem Niveau unterhalten, von dem ich gerne annehme, daß es das Ihre ist. Es ist eben das eine ein bißchen leichter und das andere ein bißchen schwieriger. Nehmen Sie bei Ihrer Entscheidung auf mich keine Rücksicht, ich hab mir das ja so ausgesucht, daß Sie sich das jetzt aussuchen. Der Abstimmungsmodus ist auch etwas, worüber wir uns noch einigen sollten; wie erfahre ich, was Sie sehen wollen? Ich habe ja schon eine Abstimmung mit den Füßen erwogen, also, wer das leichtere sehen will, setzt sich einmal in diese Hälfte, und wer das schwerere sehen will, hält sich für´s erste einmal ruhig. Und wenn in dieser Hälfte dann mehr sind, spielen wir das leichte. Wenn Sie jetzt eingewendet hätten, daß wir nach dieser Methode auf jeden Fall das leichte sehen, könnte ich das schwere bedenkenlos spielen. Aber die Abstimmung mit den Füßen hat sich in der real existierenden Welt ja auch nicht als das ultragelbe vom Top-Ei erwiesen; angeblich baut man in Berlin gerade eine Teststrecke für eine neue Mauer. Wie kommen wir jetzt zu einer Entscheidung? Die im Fernsehen haben´s da ja leichter; beim Gaudimax zum Beispiel, da haben die für Publikumsentscheidungen einen Klatschometer. Das muß man sich ja am Ohrenschmalz zergehen lassen; “Klatschometer” Die werden eine harte Zeit gehabt haben, am Karlsplatz, da wird´s in ganz Wien einen Monat lang keine Drogen gegeben haben, wie ihnen der “Klatschometer” eingefallen ist. Wir haben jedenfalls keinen. Es gäbe noch eine andere Möglichkeit, Ihren Applaus zu messen und ihn als Grundlage für eine Entscheidung zu nehmen; ich habe einmal den wohl eher merk- als denkwürdigen Satz gehört: “Brot ist Applaus für den Künstler.”- Wenn Sie also jetzt, nach Maßgabe Ihrer Präferenz Jourgebäck, Vintschgerln und Wachauerlaberln auf die Bühne werfen, etwa hierhin oder dahin, so macht das Ihren Applaus zu einer quantifizierbaren Größe, aber ich denke, es spricht doch einiges gegen diese Methode.

Das sollte ich Ihnen vielleicht auch noch sagen, bevor Sie sich entscheiden: Es ist absolut in Ordnung, wenn Sie jetzt lieber das leichtere sehen wollen, Sie haben heute bestimmt gearbeitet, oder Sie haben zumindest eine arbeitsreiche Woche hinter sich, und es ist völlig in Ordnung, wenn Sie jetzt nicht jeder Pointe nachlaufen wollen, wie ein Briefträger in einem Escher-Bild der Adresse. Viele meiner besten Freunde entscheiden sich immer für die leichtere von zwei Möglichkeiten, und die arbeiten kaum etwas,… das hängt vermutlich zusammen. Es gibt sogar einige Gründe, die dafür sprechen, sich für das leichtere Programm zu entscheiden; Erstens: Sollten Sie auf eine gewisse, Ihnen zweifellos zustehende Exklusivität spekulierend, jetzt das schwere Programm sehen wollen, so muß ich Ihnen sagen: Das will jeder! Wenn Sie also wirklich was exklusives wollen, wählen Sie das leichte Programm. Und zweitens kann ich Ihnen versichern: Sie werden im leichten Programm gewiß auch nicht kognitiv unterfordert, da schau ich schon drauf.

Ich habe das leichte Programm schon gespielt, und habe dabei Zuschauer beobachtet, die also sehr konzentriert dem Geschehen gefolgt sind, und da waren Brillenträger dabei. Und Brillenträger sind intelligente Menschen; naturgemäß; Wenn ein Brillenträger ein gewisses Alter erreicht, dann muß er intelligent sein, da wirkt die Volksschule als sozialdarwinistische Petrischale. – Das war zum Beispiel jetzt ein Scherz, wie er im leichten Programm ohne weiteres Platz fände, ich denke, da fühlen Sie sich auch nicht als Tölpel behandelt. Wer möchte das schwerere sehen? Sagen Sie auch einfach “Hier” oder so, und ich werde dann entscheiden, wer mir sympatischer ist. Das ist, glaube ich, fair.

Dann geht es weiter mit der leichten oder schweren Variante. Ich hab Gunkl gefragt, wofür sich das Publikum öfter entschieden hat und er hat erzählt, dass er die Mehrzahl der Vorstellungen in der schweren Version gespielt hat.
“Obwohl”, fügte er verschmitzt hinzu, “die leichte Variante Eigentlich die schwerere ist”.

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3 Antworten auf Mehr Gunkl …

  1. Sven sagt:

    Gelesen ist es nochmal so schön.

  2. Sylvia sagt:

    Es ist auch was Gesprochenes auf dem Weg zu dir :cool:

    “Wir – schwierig” und “Verluste – Eine Geschichte” auf DVD.

    Wobei “Wir – schwierig” sein Lieblingsprogramm ist.

  3. Sven sagt:

    Oh, dass ist nett. Ich kenne bisher ja nur die Videos von you tube. :smile:

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