No Mohr ?

Im Zuge diskriminierender Wortverwendungen trifft man immer wieder auf den Menupunkt:

*Mohr im Hemd*

Hierzulande diskutiert man sich im wahrsten Sinne des Wortes *um Kopf und Kragen*, weil man Mohr eigentlich nicht sagen soll oder auch darf und sucht nach einer Begrifflichkeit, die den kleinen Schokogugelhupf mit Schlagobers und Schokosauce humaner (ja, oder eigentlich nicht humaner) beschreibt.

Hanno Pöschl, österreichischer Schauspieler und Beislbetreiber in Wien, regt die Bezeichnung *Mohr* ziemlich auf und so verkündete er gestern via Radio seine Lösung:

*Othello im Hemd* – so nennt er die Süßspeise in seinem Lokal.

Nojo, denk ich so bei mir, Othello hat immerhin Desdemona erdrosselt, ein Mörder also, wenn auch *nur* dem Geiste Shakespeares entsprungen, aber doch einer, der mehr getan hat, als jemanden mit Worten zu beleidigen. Obwohl man in früheren Zeiten auch für eine unangemessene Wortwahl gleich mal zum Duell gefordert wurde und auch dieses einem Kopf und Kragen kosten konnte.

Worte treffen im Gehirn ein und machen dort Schubladen auf, in denen eventuell ein Zündsatz liegt. Diese Schubladen haben wir selber eingerichtet und gefüllt mit Inhalten.

Mir käme nie und nimmer in den Sinn, mit Mohr irgendwas Abfälliges in Verbindung zu bringen. Ich eß das gerne und in meiner Mohrenschublade sind Bilder von einem beturbanten dunkelhäutigen Mann aus dem Orient im ornamentbestickten Gewand.

Und ich finde es lästig, dass man die eigenen abfälligen Assoziationen seinen Mitmenschen um den Hals – oder auch Kragen – hängt.

Und ob Othello wirklich die nettere Bezeichnung ist, lass ich mal dahingestellt.

Sylvia

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12 Antworten auf No Mohr ?

  1. Ich stimme mit Pauken und Trompeten zu!

    Einerseits bin ich pingelig mit Worten und bemerke abfällige Formulierungen. Andererseits merke ich auch eine Form der Empfindlichkeit, die sprachlich gar nicht zu rechtfertigen ist.
    Man darf heute nicht Neger sagen. Man darf aber Schwarzer sagen. Nun leitet sich Neger über einige Umwege von dem lateinischen Wort niger für schwarz ab. Wenn ich das aber bemerke, sagt man mir: Nein, das ist abgeleitet von Nigger, was ein böses Schimpfwort ist.
    Und da wird etwas verwechselt. Denn das üble Schimpfwort – das ich nicht benutze – ist abgeleitet von negro – seinerseits eine Ableitung von lat. niger, wie gesagt.

    Ein Lieblingsautor meiner Kindertage, James Krüss, der sich mit Eindeutigkeit und Witz immer und überall gegen Rassismus und Gewalt aussprach, schrieb eine bezaubernde Geschichte mit dem Titel “Der Neger Martin”. Da wird das Wort noch völlig unbefangen benutzt als Bezeichnung der Hautfarbe – und der Titelheld Martin ist ein hilfsbereiter, liebenswürdiger und gescheiter Mensch.

    Die Diskreditierung des Wortes beruht auf einem sprachlichen Mißverständnis.

    Bei dem Wort “Mohr” ist es ähnlich: zunächst ist das ein Maurus, ein Nordafrikaner also, später im Sprachgebrauch ausgedehnt auf alle Afrikaner. Gewissermaßen ist der Mohr im europäischen Denken nach und nach dunkelhäutiger geworden.

    Nun wird das Wort zu Unrecht beschuldigt, rassistisch zu sein – und stattdessen zur kannibalistischen Bestrafung eines Mörders aufgerufen, welch ein geistiger Fortschritt.

    Abschließend weise ich darauf hin, daß man Berliner und Hamburger essen darf, ohne deshalb als Mitteleuropäerhasser zu gelten.

    • Sylvia sagt:

      Frankfurter und Wiener sind auch als Würstchen genießbar.

      Ein Eishersteller heißt hierzulande (hierzuScholle :grin: ) *Eskimo*, müßte sich eigentlich auch auf *Inuit* umtaufen, wenn man es blöd genau nimmt.

      Und ob es wirklich besser ist, Menschen nach Hautfarben zu sortieren, Schwarze, Weiße und die gelbe Rasse bezweifle ich.

      Denn ich kann ja auch Farben zuordnen, wie es mir gefällt.

      Gelb zur Gelbsucht, also zur Krankheit und Gefahr
      Schwarz zum Tod und dem Dunklen
      Weiß zur Unschuld im Westen, die Buddhisten trauern in dieser Farbe

      Blond und blaue Augen als Aussehensmerkmal hat ja auch nicht gerade ins Glück geführt, wie die Geschichte gezeigt hat …

      • Aber genau das behauptet ja auch niemand, der einfach sagt “Martin hat dunkle Haut”. Das ist eine wertneutrale Aussage, sofern sie nicht in abfälliger Weise und mit böser Absicht gemacht wird. Eine Aussage über die Hautfarbe kann sinnvoll sein als Erkennungsmal (Wer von den vielen Leuten ist Martin? Der mit der dunklen Haut.) Sie kann eine ästhetische Aussage sein (Martin kann Gelb tragen, weil er dunkle Haut hat; bei mir sieht das blöd aus, weil ich hellhäutig bin. Oder auch völlig unsachlich: Ich finde Martins Hautfarbe absolut umwerfend schön.)
        Es kann sogar eine in medizinischer Hinsicht sinnvolle Aussage sein – Martin ist weniger empfindlich gegen UV-Strahlung als ich.
        Kommt also auf den Zusammenhang an.
        Von Rasse hab ich ja gar nicht gesprochen.

        Komischerweise hat niemand üble Gedanken, wenn ich von jemandem sage, er hat extrem helle Haut. Oder Sommersprossen. Oder er ist rotgesichtig. Dabei könnte man ja jetzt auch ganz böse Parallelen ziehen: Ein blasser Typ! Teufelspack! Säufer! Habe ich aber nicht gesagt, und hat auch keiner so verstanden.
        Sage ich aber, er ist dunkelhäutig, muß ich mich fast überall rechtfertigen.

        • Sylvia sagt:

          Ähm, das war nicht auf dich bezogen, ich zog es lediglich für mich in Zweifel, weil mir der Ausdruck Schwarzer eben nicht sonderlich sympathisch ist.

          Und ich beim Ausdruck Neger auch nix Entwertendes finden kann.

          Aber andere teilen Rasse nach Hautfarben auf, das wollt ich damit sagen, also schreiben ;-)

          Das mit dem Martin passt so.

          • :mrgreen:

            Übrigens überlege ich jetzt, ob ich nach der Fastenzeit Frankfurter oder Wiener esse. Und zum Nachtisch einen Mohr im Hemd. Oder einen Negerkuss.

          • Sylvia sagt:

            Negerkuss :razz:
            Die heißen bei uns auch Schwedenbomben. Aus dem Hause Niemetz.

            Dass die das dürfen ? :mrgreen:
            Wiki schreibt:
            In Österreich wird der Schokokuss auch Schwedenbombe (eine Marke der Walter Niemetz Süßwarenfabrik; vgl. Gattungsname) genannt, im Bayerischen Wald Bumskopf.

            Bumskopf !!!!!!!!!!

          • Schwedenbombe in Erinnerung an den 30jährigen Krieg?
            Und Bumskopf? hmm… aphrodisisch sind die aber nicht, die Negerküsse, Schwedenbomben etc. Oder wurde auch hier an marodierende Söldner gedacht?

        • tmp sagt:

          Da stimmt was nicht, liebe Claudia…
          Schwarze, also Neger…, können sehr wohl Sonnenbrand bekommen… :shock:

          • tmp sagt:

            “Aphrodisisch”… Was für ein Wort… :razz:

            Also wegen der Schokolade können Negerküsse durchaus aphrodisierend sein, allerdings sicher nur in sehr großen Mengen… und dann ist einem schlecht… Wer denkt da noch an Sex..?? :mrgreen:

  2. Außerdem kann man den Mohr im Hemd natürlich auch als Benediktinermönch auffassen.

  3. tmp sagt:

    Also, Bumskopf soll wahrscheinlich nicht mit Bumsen in Zusammenhang gebracht werden als umgangssprachliche Umschreibung für den Liebesakt, sondern sicher eher in die Nähe von BlödKopf führen, vermute ich mal so wie ich die Bayern kenne, die mir eh alle deppert vorkommen… :roll:

    In meiner Gegend wird auch ganz selbstverständlich vom “Friesennerz” gesprochen, ohne den Freisen als Volksstamm oder einzelnen Menschen damit nahetreten zu wollen… ;-)

    Ich persönlich habe es nie verstanden als die liebgewordenen kalorienreichen Negerküsse in Schokoküsse (… Man ist der Dickmann !! ) umbenannt wurden.
    Und andere Ausdrücke waren mir bislang gar nicht geläufig.

    Außerdem heißt eine bekannte Oper auch heute noch “Der Mohr von Venedig” und nicht etwa “Der Dunkelhäutige von Venedig… :evil:

  4. tmp sagt:

    Was ist Eigentlich aus dem sehr gern gegessenen Süßgebäck “Mohrenkopf” geworden..?? :roll:
    Heißt das jetzt etwa “Schwarzenkopf”..?? :shock:

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